Soziokratische Moderation

Die soziokratische Gesprächsleitung ist ein wichtiger Teil der soziokratischen Kreismethode: Jede Besprechung in einer soziokratisch organisierten Gemeinschaft wird soziokratisch moderiert. Es braucht aber grundsätzlich nicht den soziokratischen Überbau, um Besprechungen besser ablaufen zu lassen.

Wichtig: Die soziokratische Kreismethode ist nicht mit Basisdemokratie zu verwechseln und der soziokratische Konsent als Weg der Entscheidungsfindung nicht mit Konsens.

Prinzipien der Soziokratischen Moderation
  • Das Argument zählt – Der Zugang ist rationell und der Fokus auf
    „gute Absichten“. Emotionen haben auch ihren Platz. Sie werden als
    Anzeiger für bestimmte Argumente gesehen, die noch nicht genug gewürdigt sind. In die Diskussion können die Gefühle am besten einfließen, wenn die Verbindung zu Argumenten gefunden werden kann.
  • Es wird eine Form von „Macht mit“ statt „Macht über“ gefördert:
    Alle Beteiligten haben die gleichen Möglichkeiten der Mitsprache und
    jedes Argument zählt (Gleichwertigkeit – Gleichberechtigung der
    TeilnehmerInnen – Primat des Arguments).
  • Einwände werden als noch nicht gehörte Argumente gesehen und
    begrüßt. Die Kunst der Moderation besteht darin, die Einwände so
    umzuwandeln, dass sie konstruktiv genutzt werden können.
  • Geteilte Verantwortung für das Gelingen der Kreisversammlung: Die
    Moderation und die TeilnehmerInnen tragen gleichermaßen zum Prozess bei und bringen ihre Ideen ein.
Die soziokratische Moderation der Kreisversammlung

Eines, wenn nicht DAS prägende Element in der soziokratischen
Moderation ist die Kreiskommunikation. Anstelle einer offenen Diskussion
wird das Wort, oft mit Hilfe eines Redegegenstandes, im Kreis
weitergegeben.  In der Regel geht es z.B. bei der Meinungsformenden Phase ein- oder zweimal im Kreis und jede TeilnehmerIn trägt Gedanken und Meinungen  zum Thema bei. Es werden alle gehört, die Ideen spinnen sich weiter und der Lösungsraum wird Schritt für Schtritt erweitert.

Anfangs wird es oft als belästigend erlebt warten zu müssen, bis der Gegenstand wieder zu einem selbst zurückgekommen ist. Der Effekt ist aber sensationell: Diese Form der Erhebung verhindert unfruchtbare Diskussionen, die sich im Kreis drehen, sowie Polarisierungen zwischen einzelnen (emotionalisierten) VielrednerInnen. Gleichzeitig entsteht etwas, was für die spätere Entscheidungsfindung enorm wichtig ist: Tiefes Zuhören.

Ablaufschema für eine Konsent-Entscheidung

Die soziokratische Methode gibt konkrete Hilfen, wie in Kreissitzungen Konsent-Entscheidungen herbeigeführt werden können. Bei Grundsatzentscheidungen ist der Konsent verpflichtend, bei anderen wichtigen Themen kann eine Konsententscheidung nach Bedarf eingesetzt werden.

1. Fokussieren:

Was ist der Inhalt des Tagesordnungspunktes? Was soll mit der Bearbeitung erreicht werden?

2. Bildformende Phase:

Präsentation des Themas/des Vorschlages und Sammeln aller Informationen, die für die Meinungsformung notwendig sind.

3. Meinungsformende Phase:

Alle TeilnehmerInnen äußern hintereinander ihre Meinung zum Thema bzw. machen Lösungsvorschläge. Meistens gibt es noch eine zweite
Meinungsrunde. Danach schimmert die Lösung oft schon am Horizont.

4. Entscheidungsfindende Phase:

Konsentrunde(n). Beschlussfassung und Suche nach einem Beschluss ohne
schwerwiegenden Einwand. Die Moderation formuliert den Vorschlag auf
Basis der Meinungsformenden Runden und stellt ihn zur Abstimmung. Jede/r TeilnehmerIn gibt seinen Konsent oder nennt einen begründeten, schwerwiegenden Einwand. IN diesem Fall wird gemeinsam versucht das Argument hinter dem Einwand in einen neuen Vorschlag einzuarbeiten. Der adaptierte Vorschlag wird wieder zur Abstimmung gegeben bis der Konsent erreicht ist.

Dahinter steckt ein extrem faszinierender Perspektivenwechsel: Einwände werden nicht als belästigendes Hindernis interpretiert, sondern als ein unerkannter Teil der Lösung

Die besondere Verantwortung der Moderation

Doppelrolle:

Die Moderation befindet sich in der Gruppe in einer Doppelrolle –
einerseits Moderation, andererseits „normales“ Gruppenmitglied. Als
Moderation hat sie die Aufgabe aus der Vielzahl der Rückmeldungen einen
Vorschlag zu finden, der möglichst von allen Beteiligten getragen werden
kann. Als Gruppenmitglied kann sie versucht sein, ihre eigenen Argumente oder Vorschläge besonders zu gewichten. Die ideale Haltung ist absichtsloses Engagement.

Präsenz und Lösungsorientierung:

Präsenz heißt: unbedingte Akzeptanz und Wertschätzung der Teilnehmer,
Aufmerksamkeit und Achtsamkeit, die innere Klarheit, an welchem Punkt
der Versammlung sich die Gruppe befindet, sowie eine Balance zwischen
Führen und Laufenlassen.

Lösungsorientierung heißt: Zielstrebigkeit und dabei Geduld und Ruhe,
auch wenn der Entscheidungsprozess etwas länger dauert. Dazu gehört die Fähigkeit, jeden Einwand als hilfreich zu begrüßen, die Argumente dahinter zu hören und einen konstruktiven Vorschlag für den Kreis zu finden.

Fingerspitzengefühl für die Entscheidungsfindung:

Nicht immer wird eine Konsententscheidung benötigt, oft handelt es
sich um eine Ausführungsfrage, bei der schnell und unkompliziert eine
Entscheidung herbeigeführt werden kann.

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