Holistisch arbeiten - was soll das sein?
Wenn man Menschen fragt, was sie unter „holistisch“ verstehen, sagen die einen „öha, keine Ahnung“ – Fremdwortalarm. Die anderen meinen, es hätte irgendwas mit Körper, Geist und Seele zu tun. Beide Reaktionen sind im Grunde mehr als naheliegend.
Um es sprachlich ein wenig zu vereinfachen, könnte man statt „holistisch“, „ganzheitlich“ sagen, das würde immerhin die alten Griechen rausräumen. Besonders viel zum Verständnis würde das vermutlich aber auch nicht beitragen.
Was verstehen wir unter „holistisch“, wie packen wir das an und was haben wir und andere davon?
Ich würde an dieser Stelle gerne ein Schäuflein nachlegen und dem Begriff „ganzheitlich“ eine Sekunde lang philosophisch auf den Grund gehen: das Ganze? Bitte, was ist das „Ganze“? Na ja, einfach alles und auch das was nicht dazugehört. Tutti completti eben. Mit dieser Frage beschäftigen sich Philosophen und die Weltreligionen seit Jahrtausenden. Die unangenehme Seite daran: das „Ganze“ ist für uns Menschen nicht wirklich fassbar, weil jeder Versuch das „Ganze“ zu beschreiben, das „Ganze“ teilt, kategorisiert oder sonstwie in Häppchen packt, die zwangsläufig reduzieren.
Damit soll man arbeiten können? Ja, ich glaube, wir haben 4 Dimensionen identifiziert, die nicht im streng philosophischen Sinn das „Ganze“ repräsentieren, aber gemeinsam für die praktische Arbeit als BeraterIn in der Kombination einen passablen Zugang bieten.
1. Die individuelle Dimension: vier Bewusstseinsebenen
Körper, Geist, Seele, Spiritualität sind auf der individuellen Ebene die grundsätzlich zugänglichen Energiequellen. Eine rationale Welt bevorzugt den kognitiven Zugang. Das ist an sich nicht verkehrt und hat der Welt viele Möglichkeiten eröffnet. Gegen Masern impfen bewährt sich besser, als gegen Masern beten. Gleichzeitig wird bei anderen Themen deutlich, dass Menschen massiv an Kraft, Klarheit und Möglichkeiten verlieren, wenn sie sich nur am Verstand orientieren. In der beratischen Praxis zeigt sich, dass eine enorme Verflüssigung entsteht, wenn sich Menschen frei bewegen können, wenn sie Zugang zu ihren Emotionen finden und wenn sie sich zusätzlichen Energie- und Erkenntnisquellen öffnen können.
2. Die zeitliche Dimension: Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft
In dieser Spannbreite steckt beraterisch eine enorme Kraft. Unbewältigte Vergangenheit bricht die Energie für den Blick auf die Gegenwart. Nicht zu wissen, wo man steht, führt zwangsläufig in die Irre. Keine Kraft für die Zukunft zu gewinnen, lähmt. Ganzheitlich bedeutet hier, einzubeziehen, dass Menschen nicht nur im hier und jetzt leben, sondern in einem kontinuierlichen Fluss von Leben eingebettet sind. In der praktischen Arbeit ist diese Dimension sowohl in der Diagnose, als auch bei der Intervention enorm hilfreich.
3. Whole – System – Approach: das eigene System erkennen.
Ein Zugewinn aus der systemischen Theorie und Praxis, aber eigentlich uralt. Die indische Parabel mit den 6 blinden Männern und dem Elefanten, die unterschiedlichen Varianten erzählt wird (Details bitte googlen), ist eine starke Metapher dafür, dass ein System sinnvollerweise nur aus unterschiedlichen Perspektiven beschrieben werden kann. Konstruktivisten würden ergänzen, dass der/die Beobachter entscheiden, was überhaupt ein als System bezeichnet wird – aber das ist ein anderes Kapitel. Mit der System – Umwelt – Analyse bzw. der Stakeholderanalyse ist das mittlerweile fast ein Klassiker geworden, könnte man meinen.
4. Die vierte Dimension: Ganzheitlichkeit als Prozess – der Organisationskompass
Dieser Zugang hat viele Väter und Mütter. Angela Arriens hat in ihrem grandiosen Buch „Der vierfache Weg“ eine erhellende Zusammenfassung einer in vielen alten Kulturen ähnlich beschriebenen Zusammenfassung von menschlichen Archetypen dargestellt. Das Medicine Wheel, eigentlich „Kraftrad“, umfasst den Krieger, Visionär, Heiler und Lehrer. Harrison Owen hat sich das ausgeborgt und diese Logik in die Organisationswelt übersetzt, dann wird daraus Leadership, Vision, Community und Management. Birgitt Williams hat die Mitte hinzugefügt (der in vielen Varianten des Medizinrades bereits enthalten ist): Purpose, also Sinn, Daseinszweck. Das wäre an sich schon hilfreich. Die Genialität besteht darin, dass sich daraus eine völlig plausible Reihenfolge ergibt: Sinn – Führung – Vision – Gemeinschaft – Umsetzung. In der beraterischen Praxis zeigt sich, dass die Symptome der beschriebenen Probleme meist am Ende der Kette erscheinen, die Ursachen aber in den meisten Fällen am Beginn der Kette liegen. Der Organisationskompass hilft uns dabei, treffgenau aus der Diagnose heraus, den perfekten Punkt der Intervention zu finden.
Vier Dimensionen der Ganzheitlichkeit mit denen wir arbeiten, im großen Respekt davor, dass die wahre Ganzheitlichkeit vielleicht nur von einigen großen Seelen, die diese Welt bevölkert haben, berührt werden konnte.
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