Anleitung zum Scheitern einer Großgruppenveranstaltung


Ein Gedankenexperiment: Stellen Sie sich vor, Sie wären Auftraggeber einer Großveranstaltung und hätten aus irgendwelchen Gründen die feste Absicht diese Veranstaltung scheitern zu lassen.

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­­­­­­­­Sie können als Auftraggeber jede Menge für einen Misserfolg tun. Hier finden Sie Tipps und Tricks wie Sie das am besten bewerkstelligen können.

Manche der Tricks entfalten ihre beste Wirkung vor einer Veranstaltung, manche während der Veranstaltung, manche erst nach und nach. Wenn es Ihnen gelingt mehrere Tricks zu kombinieren: umso besser für die Nachhaltigkeit. Allerdings
gibt es keine Erfolgsgarantie: wenn die Latte schon ziemlich tief liegt, kann auch gefinkeltes Vorgehen kaum mehr eine Verschlechterung bringen.
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Zeitdruck erzeugen

Die Großveranstaltung muss unbedingt sofort stattfinden, am besten
in den nächsten vier Wochen, Sie haben großen Handlungsbedarf. Sie
wissen zwar, dass das nicht ohne weiteres erfüllbar sein wird, aber was
sein muss, muss sein. Sie erwarten einfach eine gewisse Anstrengung,
ihre hohen Ansprüche sind allen bekannt. Und falls es wider Erwarten mit
der Veranstaltung doch zu klappen droht, haben Sie als Ausweg immer
noch die „Terminverschiebung“ zur Hand. (siehe dort). Ein guter Grund
wird Ihnen schon einfallen. An Ihnen hat es jedenfalls nicht gelegen.

Der Stein der Weisen

Schon seit Jahren haben Sie nach einem Weg gesucht, wie Sie in
kurzer Zeit Zunder in Ihre Truppe bringen können. Eine Großgruppe kommt
Ihnen da gerade recht. Und für 2, 3 Tage ist Ihnen auch nichts zu teuer,
da muss so richtig die Post abgehen. Wenn die Energie und die Begeisterung nur groß genug sind, wird sich alles andere weisen. Nur keine Sorgen auf Vorschuss.

Die Latte hoch legen

Zeit ist Geld, besonders in der heutigen Zeit. Rasch handeln war immer eine Stärke des Unternehmens. Es stehen viele wichtige Themen an und es wäre doch eine Vergeudung, wenn man die Gelegenheit, dass einmal alle beisammen sind nicht nützt. Überhaupt sollten die Leute nicht soviel herumreden und um teures Geld tagelang herumsitzen. Bringen wir eins nach dem anderen an die Mitarbeiter heran, dann haben wir unsere To-do-Liste rasch durch. Ein Tag muss wirklich genug sein!

Den Blick entschlossen nach vorne

In der letzten Zeit waren drastische Maßnahmen nötig und Sie haben
entschlossen durchgegriffen. Geschehen ist geschehen – und jetzt nimmt
das Schiff wieder Fahrt auf. Nur keine schlafenden Hunde wecken, nur
nichts anrühren und aufwühlen, es war mühsam genug, die Wogen zu
glätten. Eine Konferenz ist keine Psychostunde, sondern es geht um harte
Arbeit. Wenn jemand etwas zu bewältigen hat, kann er das privat tun.
Wer da noch zögert und mault, kann sich gleich mit dem Beiboot absetzen
lassen. Es gibt viel zu tun, lass es uns anpacken!

Kurzfristige Absage oder noch besser – Terminverschiebung

Ein ultimativer Trick, der immer greift, wenn sich wider Erwarten im
Vorfeld ein Erfolg abzeichnet. Ein fast perfekter Grund wäre zum
Beispiel: „Strategische Entscheidungen, die im Unternehmen anstehen“, am
Besten nur vage angedeutet. Möglichst kurzfristige Terminverschiebungen
haben den Charme eines Coitus Interruptus: Die Energie ist bereits
hoch, die Enttäuschung der Teilnehmer naturgemäß auch, aber die Hoffnung
auf Erfüllung lebt noch. Eignet sich vor allem bei mehrmaliger
Anwendung besonders gut, um nachhaltige Frustration zu erzeugen.

Delegation

Logisch, „Das Grundgeschäft der Führung ist die Entscheidung“, das
hat schon Luhmann gewusst. Sie haben sich für die Veranstaltung
entschieden, Ressourcen gibt es genug, und Sie werden bei der Konferenz
auch vorbeischauen. Aber für den Rest haben Sie wirklich kompetente
Mitarbeiter. Mit dem Kleinkram braucht man Ihnen gar nicht kommen. Ihre
Leute wissen schon was Sie wollen, schließlich haben Sie es Ihnen oft
genug gesagt. Falls es dann vor Ort doch anders läuft als Sie sich das
gedacht haben, können Sie noch immer eingreifen und mit aller
Deutlichkeit sagen, wo es lang geht.

In aller Klarheit

Eine Konferenz ist eine wunderbare Sache, da kann man endlich einmal
befreit über wichtige Dinge sprechen. Leider wird das von den
Mitarbeitern bei Veranstaltungen immer wieder missverstanden. Da ist es
am besten gleich korrigierend einzugreifen und für Disziplin zu sorgen,
damit die Dinge nicht aus dem Ruder laufen. Es kann schließlich nur der
Transparenz dienen, wenn Sie den Leuten schon zwischendurch öffentlich
Feedback geben, womit Sie einverstanden sind und womit nicht. Bestimmte
Aussagen können Sie einfach nicht dulden. Zeigen Sie ihren Unmut! Damit
stellen Sie sicher, dass allen klar wird, worum es geht.

Die Publikumsfrage

Sie sind sich als Verantwortlicher selbst ziemlich unschlüssig, wie
es weitergehen soll. Alle Lösungen klingen gleich gut. Da ist es
nützlich, wenn bei einer Großveranstaltung einmal mehr Leute im Raum
sind. Jetzt kann das Publikum beweisen, was es drauf hat. Heraus mit den
Wissern! Die Mehrheit hat noch immer Recht behalten. Sie werden
natürlich mitarbeiten und genauso wie die anderen Ihren Beitrag leisten,
aber Sie werden sich hüten, allzu viel Einfluss zu nehmen. Schließlich:
wenn die Leute sich für etwas entscheiden, dann müssen sie dafür auch
die Verantwortung tragen!

Strahlemann

Richtungsweisende Visionen und die Motivation der Truppe sind
heutzutage der zentrale Erfolgsfaktor. Glücklicherweise liegen genau
hier Ihre Stärken. Sie wissen, wo die Musik spielt und haben auch die
Überzeugungskraft um die Herzen zu gewinnen. Mit kleinlicher Kritik und
Besserwisserei bei der Veranstaltung brauchen Sie sich gar nicht
abzugeben, Hauptsache, die Richtung stimmt. Querulanten und Nörgler gibt
es leider viel zu viele, aber die haben Sie schnell und elegant
abserviert. Vor uns liegt die neue Zeit!

Graue Eminenz

Bescheidenheit ist eine Zier. Die Veranstaltung gehört den Leuten
und so soll es auch sein. Sie selbst sind dabei gar nicht so wichtig und
brauchen sich auch nicht in den Vordergrund zu spielen. Über alles kann
und soll geredet werden, da gibt es keine Vorgaben. Es wird zwar nicht
viel dabei rauskommen, weil Sie die richtigen Lösungen schon kennen,
aber ein kleiner Motivationsschub kann nur gut tun. Sie werden
interessiert beobachten, zuhören und sich Ihren Reim drauf machen. Zur
gegebenen Zeit werden Sie ihre Mitarbeiter schon informieren, wie Sie
sich entschieden haben.

Die letzte Chance

Manchmal lassen sich die Menschen bei einer Veranstaltung partout
nicht davon abhalten, gute Arbeit zu leisten, die Dinge voranzubringen
und dabei vielleicht auch noch Spaß zu haben. Das ist natürlich eine
sehr bedrohliche Situation für Ihre Absicht. Aber als Auftraggeber haben
Sie noch ein Trumpfas in der Hand, das Ihnen keiner nehmen kann: das
Schlusswort! Mit einer saftigen Kollektivfrustration können Sie das
Steuer noch herumreißen.

  • Am besten Sie sagen den Leuten, dass sie sich zwar sehr bemüht hätten, dass aber leider nichts Neues dabei herausgekommen sei. Es wäre klüger gewesen daheim zu bleiben, denn diese mageren Ergebnisse hätten Sie mit ein paar tüchtigen Leuten im kleinen Kreis in wenigen Stunden erreicht.
  • Außerdem glauben Sie nicht daran, dass die Leute offen und ehrlich mit einander umgegangen wären. Sie persönlich hätten zwar einige nette Gespräche geführt, das wäre positiv gewesen, aber erfahrungsgemäß schaue das am Arbeitsplatz dann wieder ganz anders aus.
  • Unterm Strich leider eine große Enttäuschung.


Wenn das auch nichts hilft, haben Sie wirklich eine hartgesottene
Truppe. Schicken Sie mir bitte ein Email, ich komme gerne zu einer
Besichtigung vorbei.

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